Die schlesische Zeit unter böhmischer und habsburgischer Herrschaft

Im 12. Jahrhundert war Schlesien zu einem der vier Teilherzogtümer Polens geworden, in dem sich eine weitverzweigte herzoglich-schlesische Piastenfamilie entfaltete. Nach 1329 schlossen sich die schlesischen Piastenherzöge dem Königreich Böhmen unter Verzichtserklärung des polnischen Königs an. Als Nebenland Böhmens kam Schlesien in dynastischer Erbfolge 1526 an das Haus Habsburg. Die Reformation gewann große Teile Schlesiens für sich. Der Protestantismus verlor allerdings durch die von Habsburg gestützte Gegenreformation an Einfluß in Schlesien.

Johann Praetorius (1611-1664), Sohn von Tobias, gelang schließlich 1661 die Aufnahme in den böhmischen Ritterstand. Mit der damit verbundenen Wappenvermehrung war – in Anlehnung an eine Rückübersetzung des als „Praetorius“ latinisierten Ursprungsnamens „Schultheiß“ – das Prädikat „v. Richthofen“ verbunden. Die Familie nannte sich hiernach und nennt sich noch heute zu Teilen „Praetorius v. Richthofen“. Durch umsichtiges Handeln vermochte Johann Praetorius v. Richthofen in den ehemaligen Kreisen Striegau, Jauer und Landeshut weiteren Landbesitz zu erwerben. Seine beiden Söhne Samuel (1656-1721) und Johann (1661-1739) begründeten die beiden Hauptlinien der Familie.




Johann Praetorius v. Richthofen (1661-1739)

Sein ältester Enkelsohn aus der 1. Linie, Samuel (1713-1786), wurde im Jahr 1735 in den böhmischen Freiherrenstand erhoben. Umfangreicher Landbesitz und Sachverstand ermöglichten es ihm, das Amt eines Landrates auszuüben. Er war Kurator des Waisenhauses in Bunzlau.

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Samuel Praetorius v. Richthofen (1713-1786)

Sein Sohn Johann vermehrte die von seinem Vater ererbten Güter nicht zuletzt durch das Gut Kohlhöhe bei Striegau, das für unser Haus von besonderer Bedeutung werden sollte. Sein Sohn, in Erinnerung an den Adoptivsohn des Paulus Praetorius gleichermaßen auf den Namen Samuel (1700-1754) getauft, wurde als „.v. Richthofen“ 1741, also kurz nach dem im Vorjahr von Friedrich II. begonnenen Ersten Schlesischen Krieg, in den preußischen Freiherrenstand erhoben. Mit dieser Standesverbesserung der 2. Linie, die wohl auch der brandenburgischen Tradition der Familie und dem Bestreben der neuen Herrscher, den schlesischen Adel für sich zu gewinnen, geschuldet war, begann die Geschichte der Familie unter preußischer Herrschaft.

Trotz der Glaubensbeschränkungen, welche die Familie unter habsburgischer Herrschaft hatte erdulden müssen, war sie in der Tradition ihrer brandenburgischen Vorfahren dem evangelischen Bekenntnis verbunden geblieben Die religiöse Toleranz Preußens und sein Bestreben, gerade auch die evangelischen Adelsfamilien in Schlesien für das neue Regierungshaus zu gewinnen, stützen die Familie in ihrem Bekenntnis.