Projekte

Die Orgel der Friedenskirche in Jauer

Von Sławomir Milejski – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

Dieses Projekt des Richthofen’schen Familienverbandes steht unter dem Motto: Verständigung – Vertrauensbildung – Zusammenarbeit

Die Geschichte der Orgel in der Friedenskirche zu Jauer in Niederschlesien geht bis in das Jahr 1663 zurück. Damals erhielt die Kirche ihre erste Orgel. Die heutige Orgel stammt von Adolf Alexander Lummert aus Breslau und wurde 1856 eingeweiht. Sie hatte 27 Register auf zwei Manualen und Pedal. 1899 fügte die Firma Heinrich Schlag in Schweidnitz ein drittes Manual mit fünf Registern und pneumatischer Traktur hinzu.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen wesentliche Teile der Orgel verloren, und es gab in der Kirche nun jahrzehntelang keine Orgelmusik mehr.

Seit 1992 wurde die Wiederherstellung der Orgel in der Form von 1856 durch den Richthofen’schen Familienverband betrieben, der für die Finanzierung des ersten Bauabschnitts und die Startfinanzierung des zweiten gesorgt hat.

Als erster Bauabschnitt konnte 2002 im Rahmen der Aufnahme der Kirche in das UNESCOWeltkulturerbe das durch die Firma Hermann Eule in Bautzen in Zusammenarbeit mit dem polnischen Orgelbauer A. Olejnik restaurierte Hauptwerk wieder in Gebrauch genommen werden.

Jetzt stehen Restaurierung und Rekonstruktion von Oberwerk und Pedal an. Die Orgel soll zur 350-Jahr-Feier der Kirche fertig sein, die vom 09. bis 11. September 2005 stattfindet. Die Betreuung dieses letzten Bauabschnitts hat der »Verein zur Erforschung und Erhaltung schlesischer Orgeln (VEESO)« übernommen, der sich seit Jahren um die Restaurierung wertvoller alter schlesischer Orgeln kümmert.

Kontaktpflege nach Polen

MÜHLTAL. „Verständnis alleine reicht nicht. Verständigung ist das A und O.“ Siegfried Freiherr von Richthofen (80) aus Nieder-Ramstadt hat diesen Glaubenssatz zu seinem Motto gemacht. Der gebürtige Schlesier hat sich seit den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts für die Verständigung zwischen Deutschen und Polen eingesetzt. Dafür überreicht ihm am heutigen Montag Landrat Alfred Jakoubek das Bundesverdienstkreuz am Bande. „Kennenlernen, miteinander reden, Kontakte pflegen auf ganz persönlicher Ebene“ sieht er als den einzigen Weg, die Verständigung zwischen Staaten zu verbessern. „Das müssen wir beachten, wenn wir die gemeinsame Zukunft für die Jugend auf beiden Seiten sichern wollen.“

1991 begann er eine Initiative zur Wiederherstellung der Orgel in der Friedenskirche im polnischen Jauer. Die liegt in unmittelbarer Nähe der Heimat seiner Vorfahren. Von Richthofen rekrutierte Spender, knüpfte Kontakte zwischen deutschen und polnischen Stellen, veranstaltete 14 Benefizkonzerte zugunsten seines Projektes. 40 Jahre lang war die Orgel in Jauer außer Betrieb gewesen. Inzwischen ist der erste Abschnitt der Restaurierung abgeschlossen. „Man kann nach Wiederherstellung des ersten Manuals und des Orgelgehäuses schon jetzt darauf spielen“, freut er sich. Und hofft, dass auch der zweite Restaurierungsabschnitt, bei dem das zweite Manual und das Pedal der Orgel in Angriff genommen werden sollen, bis zum Jahr 2005 fertiggestellt ist. Dann werde die Friedenskirche in Jauer 350 Jahre alt.

„90.000 Euro sind für den zweiten Restaurierungsabschnitt noch nötig.“ Was bisher in die Orgel gesteckt wurde, will der ehemalige Außenhandelskaufmann nicht verraten. „Das würde falsch verstanden werden.“ Seit 2001 steht die Kirche in Jauer auf der Liste des Weltkulturerbes. „Das letzte Wort ist dabei das Wichtigste. Ein Erbe ist eine Herausforderung für die Zukunft.“

Die staatliche Auszeichnung nimmt er „stellvertretend und als Dank für alle an, die mich aktiv als Helferunterstützt haben.“ Die Sache solle dabei im Mittelpunkt stehen, sagt von Richthofen. Er gehört neben seinem Engagement für die deutsch-polnische Verständigung seit mehr als 50 Jahren dem Johanniterorden an, war 1987 und 1988 Präsident des Lions Clubs Bergstraße und von 1988 bis 1995 Beauftragter der Lionspartnerschaft Bensheim-Lisieux.

Aus: Land und Leute
in: „Darmstädter Echo“,
08. Dezember 2003

Restaurierung des Wandgrabens

Das denkmalgeschützte Wandgrab des berühmten deutschen Geografen und Forschungsreisenden Ferdinand Freiherr von Richthofen (1833-1905) konnte nach liebevoller monatelanger Restaurierung der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden.

Fast in vollem Glanz – es fehlen noch Nachbildungen der beiden Schildkröten und das Porträt Richthofens – konnte es erstmals im Dezember 2003 wieder bewundert werden.

Das Wandgrab Ferdinand von Richthofens wurde 1906 errichtet. Es befand sich in einem jämmerlichen Zustand. Die Restauratoren und Steinmetze hatten jede Menge Arbeit. Die ehemals stark beeinträchtigte Frontfassade aus hellem Travertin (Süßwassermarmor) wurde bearbeitet, die patinaverkrusteten Säulen gereinigt und das rückwärtige Mauerwerk ausgebessert. Auch der stark beschädigte Dachgiebel musste wieder hergerichtet werden. Nach der Reinigung der hochwertigen Schmuck-elemente der Kapitellabschlüsse aus getriebe-nem Kupferblech erhielten diese noch einen schützenden Wachsüberzug. Zum Schluss wurde die historische Grabeinfassung mit grauem Granit ergänzt.

22.200 € kostete die Restaurierung des unter Denkmalschutz stehenden Wandgrabes.
17.300 € davon sammelte der Familienverband von Richthofen. Den Rest gab die Stiftung Deutsche Klassenlotterie dazu.